Jean Genet
DIE ZOFEN
Tragödie in einem Akt
In unmittelbarer Nähe zum Publikum stellen Claudia Roick und Isabel Sovic mit wenigen Mitteln die Frage, was menschliche Identität eigentlich ausmacht.
Solange: Claudia Roick
Claire: Isabel Sovic
Regie: Monica Burger
Plakatdesign / Fotos: Holger Kral
Eine Produktion des Kollektivs Wahlverwandtschaften
Claire und Solange sind Schwestern. Oder auch nicht. Als Zofen arbeiten sie im Hause des gnädigen Herrn und der gnädigen Frau, deren Kleider sie nachts anziehen und sich in eine andere Welt träumen. In die Welt des Reichtums, in der die gnädige Frau ermordet und die Identitäten ersetzt wurden. Der Traum soll Wirklichkeit werden. Der gnädige Herr sitzt im Gefängnis. Sie erwarten die Ankunft der gnädigen Frau. Außerhalb des Hauses scheint es nichts zu geben. Sie spielen das Ende durch, die Ausführung des Plans. Sie kennen jede Bewegung, jedes Sehnen, jede Angst. Sie sind die Andere. Und spielen weiter. In einer, immer auswegloser werdenden Situation.
Jean Genets "Zofen" (1947) haben nichts an Aktualität verloren.
In einer Zeit, in der die Welt unüberschaubar geworden ist,
fühlen wir uns überwältigt durch einen Überfluss an
Identitätsmöglichkeiten. Wenn wir alles sein können, dann sind
wir doch nichts oder? Wir haben Angst vor unserer eignen
Auflösung. Und voll ängstlichem Hass schlagen wir zurück, in
die Welt der Obrigkeiten ohne Kontur. Wir erwarten für immer
ihre Ankunft und entwerfen in ihrer ewigen Abwesenheit ein
monströses Feindbild, das uns überrollt. Wir sind die Zofen,
die sich abarbeiten, an ihrem eigenen Selbst. In unserer
unstillbaren Sucht nach Aufstieg, spielen wir die Könige der
Welt. Wir konsumieren uns zu tode und spalten unsere
Persönlichkeit in kleinstmögliche, packbare Teile. Unsere Wut
schlägt ins Leere, denn die gnädigen Herren und Frauen dieser
Welt leben von uns entfernt. Wir träumen vom Untergang. Doch
die Morddrohung fällt auf uns selbst zurück.
ca. 80 Min. ohne Pause
13.03.2020 19:30 Uhr Theaterhaus Mitte, Berlin
14.03.2020 19:30 Uhr Brasserie Hermann, Greifswald
TRAILER:
Kamera: Phil Izma
Schnitt: Felix Moser
Ton: Phil Bondyé
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